Rückblick
Kreislauf statt Einbahnstrasse
Von der metaphorischen «Einbahnstrasse» hin zum Kreislauf mit Wertschöpfung an allen Touchpoints: das ist der Anspruch, den der VNL an die logistischen Systeme der Zukunft stellt – und dem auch das diesjährige Logistik-Forum Schweiz folgte.
Obwohl die Tagung auf Grund der Pandemie virtuell stattfinden musste, meldeten sich mehr als 100 Gäste an – darunter zahlreiche Führungskräfte aus der Industrie, aus dem Handels- und Dienstleistungssektor; mit Verantwortung für Logistik oder Strategien im Supply Management. Auch diverse Vertreter öffentlicher und privater Forschungs- und Bildungseinrichtungen nahmen teil. Was sind die wichtigsten Learnings, die Sie mitnehmen konnten?
Im Fokus: Langlebigkeit und Recycling
Die Keynote der diesjährigen VNL-Tagung hielt Urs Grütter, seines Zeichens Verwaltungsrats-Präsident und CEO der Stöcklin Logistik AG. Er fasste zusammen, welche Anstrengungen sein Unternehmen bereits seit vielen Jahren unternimmt, um langlebige, nachhaltige Produkte zu fertigen – die Flurfördergeräte, die von Stöcklin vor vier Dekaden gefertigt wurden, seien etwa heute noch problemlos reparierbar. Keine «one-way-street» vom Kauf zum Schrottplatz also, sondern ein Kreislauf mit Service-Stationen nach Bedarf.
Clever: Die Kundenbindung kommt damit von ganz alleine, denn wessen Maschinen funktionieren oder gewartet werden können, der kommt nicht in die Versuchung, sich bei der Konkurrenz umzuschauen. Aber nicht nur für langlebige Produkte, sondern auch für ein besseres Grundstoff-Recycling legte Grütter ein überzeugendes Plädoyer ab: Dieses, so der Verwaltungsrat, beginne nicht erst am Ende einer «Produktbiographie», sondern schon bei der Beschaffung. «Welche Materialien setzt man ein – so, dass man am Ende des Prozesses möglichst viele einer erneuten Verwertung zuführen kann?» sei dabei die Leitfrage.
Lidl reduziert CO2-Emissionen
Passend, dass Ueli Rüeger, Logistik-Verantwortlicher beim Detailhändler Lidl Schweiz, gleich an das Thema «nachhaltiges Ressourcen-Management» anknüpfte. Schon seit vielen Jahren, so berichtete er, verfolge Lidl in der Schweiz ein systematisches CO2-Management; tracke genau die Emissionen und den eigenen «Fussabdruck», um zu reduzieren und zu kompensieren. Lidl Schweiz habe sich dabei das ambitionierte Ziel gesetzt, den relativen CO2-Austoss bis 2020 um 35 Prozent gegenüber dem Jahr 2013 zu senken – ein Meilenstein, der bereits 2019 nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen wurde.
Der CO2-Ausstoss sei etwa via Strom aus Wasserkraft, Elektrowärmepumpen oder kürzere Transportwege (dank neuer Logistikzentren) pro Quadratmeter Filialfläche um 53 Prozent reduziert worden. Doch damit nicht genug: «Weil natürlich ein Grossteil unserer CO2-Emissionen aus dem Transportbereich kommen», hielt Ueli Rüeger fest, «wollen wir bis 2030 alle Filialen fossilfrei beliefern.» Dafür werde aktuell die gesamte Lastwagenflotte sukzessive auf Flüssiggas umgerüstet und ein Netz aus Partner-Tankstellen aktiviert. Die Zuhörerinnen und Zuhörer zeigten sich beeindruckt: Auch dies ein mutiger, da kostenintensiver, Schritt. Aber sicher richtig und wichtig für die mittel- bis langfristige Zukunft.
Wertschöpfung im Kreislauf: Projekt-Potpourri
In den Sessions zum Thema Wertschöpfung im Kreislauf wurden verschiedenen Projekte präsentiert. Ivo Baldini, der bei der IG Swiss Plastic Recycling tätig ist, zeigte etwa den im Kanton Uri realisierten «Kunststoffpark». Dort werden Haushaltskunststoffe, die in speziellen Säcken gesammelt werden, zur Wiederverwertung vorbereitet.
Patrick Vogel, technischer Verkaufsberater Smart Factory Logistics bei der Firma Bossard AG in Zug, zeigte auf, wie mit intelligenten Logistiksystemen Prozesse optimiert werden können – Stichwort Kanban – um die eigene Produktion effizienter zu gestalten und dabei die individuellen Wünsche der Kunden optimal zu berücksichtigen.
VNL: Logistik-Forum Schweiz «voller Erfolg in schwierigen Zeiten»
Dr. Herbert Ruile, Präsident des VNL, zeigt sich rückblickend sehr zufrieden mit dem Event: «Die Umständewaren recht schwierig, aber gerade daran gemessen war es beeindruckend, so viele interessierte Gäste bei unserer virtuellen Tagung begrüssen zu dürfen.»
Die Veranstaltung habe gezeigt: «Wenn wir das volle Potenzial zirkulärer Systeme nutzen wollen, gibt es noch viel zu tun.» Aber gleichzeitig sei ersichtlich geworden: «Die Schweiz hat hervorragende Ideen – und das Potenzial, um diese zu verwirklichen.»